Vor euch liegt ein Textil. Es ist ein handgefertigtes HĂ€keldeckchen. Nehmt es in die Hand und zieht an dem Faden, der bereits etwas heraushĂ€ngt. Zieht dran und seht was passiert. Masche fuÌr Masche löst sich die FlĂ€che auf, ihre Struktur und Form scheinen keinen Widerstand zu leisten.
Dagegen gibt der Faden selbst seine inzwischen angenommene Form nicht ohne Weiteres auf und lÀsst zugleich ein Farbmuster sichtbar werden, das die vorherige Struktur des Textils widerspiegelt. Wird er nun weiterverarbeitet, schreibt sich seine Vorgeschichte in das neue Textil ein. Zwei zeitlich und rÀumlich auseinander liegende handwerkliche Herstellungsprozesse, durch die auch die beteiligten Personen in Verbindung treten, selbst wenn sie sich nie begegnet sind.
Oft finden wir gehÀkelte Textilien in alten FamilienbestÀnden oder auf einem Flohmarkt als anonyme Objekte, die einer vergangenen Zeit anzugehören scheinen. Ihr Grundelement ist ein einziger Faden, der es ihnen erlaubt, sich vollstÀndig zu verwandeln und in eine Gegenwart zu treten, in der sie immer neue Formen annehmen können.

















