Datum: 24. April 2024, 9.45 Uhr

Ort: Aula, weiĂźensee kunsthochschule berlin, BĂĽhringstr. 20, 13086 Berlin

Das Symposium COHABITATION – Transformation von Räumen bildet den Auftakt eines interdisziplinären Entwurfsprojekts im greenlab, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Natur, Stadt und Gesellschaft auseinandersetzt. Es ist gleichzeitig der zweite jährliche Nachhaltigkeitstag der weißensee kunsthochschule berlin. Angesichts sich verschärfender klimatischer Herausforderungen und wachsender Urbanisierung untersucht das Symposium, wie Architektur, Stadtplanung und Design zu resilienten und nachhaltigen Lebensräumen beitragen können.Mit Vorträgen von Expert:innen aus Wissenschaft, Kunst und Stadt- und Regionalplanung thematisiert die Veranstaltung zentrale Fragen: Wie können grüne Infrastrukturen und Materialinnovationen urbane Räume transformieren? Welche Rolle spielen Partizipation und lokale Wertschöpfung für eine nachhaltige Stadtentwicklung?Das Symposium lädt dazu ein, neue Wege für eine umweltbewusste, lebenswerte Stadt zu erkunden – von der Spree bis zur Oder, von unserem Campus bis in den urbanen Raum Berlins.

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SPRECHER:INNEN

Prof. Folke Köbberling

Nina Pawlicki

Yolanda Leask

Marc Page

Gilly Karjevsky

Dr. Boris Reyher

Felix Dietsch

Rahel Jacob

Prof. Dr. Aletta Bonn

Dr. Dörte Martens

Gaia Reiner & Elisa Machmer

Carlo Melerski

Moderation: Jasmin Jouhar

Eröffnungsrede: Dr. Angelika Richter

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PROGRAMM

9.45: Welcome

Dr. Angelika Richter, Rektorin, weiĂźensee kunsthochschule berlin

Jasmin Jouhar, Freie Journalistin und Moderatorin

Panel 1: Resource to Resource

10.00: Wollbau

Prof. Folke Köbberling

Bildende KĂĽnstlerin und Leiterin des Instituts fĂĽr Architekturbezogene Kunst an der TU Braunschweig

10.20: Cloudwool: Warum wir Lösungen im industriellen Maßstab für die europäische Wollkrise brauchen?

Yolanda Leask

Textildesignerin und Designforscherin

10.30: Process Matters!

Dr. Nina Pawlicki

Architektin, Natural Building Lab, Technische Universität Berlin

10.50: Recycling of Plaster

Marc Roman Page

Selbständiger Designer

11.00: Podiumsdiskussion

11.30: Coffee / Tee

Panel 2: Participation & Transformation

12.00: Site is Half the Work – urban curating after the planetary turn

Gilly Karjevsky

Independent Urban Curator

12.20: Mobile Nachbarschaft

Rahel Jacob

Designerin, Mitkunstzentrale, Haus der Materialisierung

12.30: Leichte Tragwerke – Prinzipien und Praxis von Frei Otto bis zu State-of-the-art Entwürfen

Dr. Ing. Boris Reyher

Bauingenieur und Gesch.ftsfĂĽhrer, schlaich bergermann partner

12.50: Spatial Design + Die Positive Vision

Felix Dietsch

Spatial Designer, Positif Studio

13.00: Podiumsdiskussion

13.30: Mittagspause

Panel 3: Biodiversity & City

14.30: Berlin Urban Nature Pact – für ein lebendiges, glückliches Berlin!

Prof. Dr. Aletta Bonn

Landesbeauftragte fĂĽr Naturschutz und Landschaftspflege

14.50: Die Integration von Wildtieren in den urbanen Raum

Carlo Melerski

Designer, Greenscape System

15.00: Stadtnatur fĂĽr Bildung und Gesundheit

Dr. Dörte Martens

Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

15.20: kiez_colours: Erforschung der städtischen Vegetation

Gaia Reiner

Designerin

Elisa Machmer

Interactiondesignerin

15.30: Podiumsdiskussion

16.00: End

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greenlab dankt seinen Partnerinnen und Sponsorinnen fĂĽr die UnterstĂĽtzung dieses Symposiums:

Märkisches Landbrot, Preußenquelle, Manufaktur KAHLA/Thüringen und der weißensee

kunsthochschule berlin

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SPEAKERS’ INFOS

Panel 1: Resource to Resource

Wollbau

Prof. Folke Köbberling 

Bildende KĂĽnstlerin und Leiterin des Instituts fĂĽr Architekturbezogene Kunst an der TU Braunschweig/Artist and

Director of the Institute for Architecture-Related Art, Technical University of Braunschweig

CV

Folke Köbberling ist Bildende Künstlerin und seit 2016 Professorin für künstlerisches Gestalten und Leiterin des Instituts für Architekturbezogene Kunst an der TU Braunschweig. 

Folke Köbberling entwickelt Interventionsmodelle für den urbanen Raum, wo sie vorhandene Strukturen umnutzt und so den gewohnten Umgang mit städtischer Architektur auf subtile, oft humorvolle Weise in Frage stellt. Konzepte von gemeinschaftlichem Zusammenleben werden dabei ebenso befragt wie kapitalistisch bestimmte städtische Strukturen des Wohnens, Arbeitens und der Mobilität. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich mit Rohwolle. In ihrer künstlerischen Praxis nutzt sie das vermeintliche Abfallprodukt in großen Mengen und entwickelt daraus architektonische Situationen.

Teilnahme an zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen: u.a. Martin Gropius Bau/Berlin, Haus der Kulturen der Welt, ZKM Karlsruhe, Lentos Museum, Ruhrtriennale 2012. Einzelausstellungen: Jack Hanley Gallery, NYC, Schaustelle der Pinakothek der Moderne in München, Kunstverein Kassel, Museo El Eco /Mexiko City (2017) und Kunstverein Wolfsburg (2020). Sie hat u.a. am Art Center College of Design, Pasadena, an der Metropolitan University in London, Universität der Künste, Berlin, Universität für angewandte Kunst Wien und Wayne State University, Michigan gelehrt.

Kurzbeschreibung

Folke Köbberling spricht über ihr gerade erschienenes Buch WOLLBAU. WOLLBAU vereint künstlerische Projekte sowie kunsthistorische und kulturanthropologische Texte über das Schaf und die Wollverarbeitung. Obwohl Rohwolle als ein nachwachsender Rohstoff unglaublich vielseitig einsetzbar ist, wird sie seit einigen Jahren eher als wertloses Material wahrgenommen und entsorgt. Folke Köbberling nutzt das vermeintliche Abfallprodukt in großen Mengen und entwickelt architektonische Situationen, um damit eine neue Sicht auf dieses großartige Fasermaterial zu entwerfen und es mehr in der Architektur, im öffentlichen Raum und damit in der Gesellschaft zu verankern. Fotos, Experimentaufbauten und Anleitungen zum Selbstbau ergänzen die interdisziplinären Hintergrundtexte des Buches.

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Cloudwool: Warum wir Lösungen im industriellen Maßstab für die europäische Wollkrise brauchen

Yolanda Leask

Textildesignerin und Designforscherin

CV

Yolanda Leask ist eine britische Textildesignerin, Ingenieurin und Forscherin mit Spezialisierung auf Vliesstoff-Wolltextilien. Sie studierte Textil- und Flächendesign (BA & MA) an der  weißensee kunsthochschule berlin, wo ihr Projekt Cloudwool kreislauffähige, monomateriale Vliesstoff-Wolltextilien erforschte. 2016 gründete sie Doppelhaus Ltd, um CloudwoolⓇ auf den Markt zu bringen, und leitete F&E-Projekte mit Balenciaga, Volkswagen und dem BFTT SME R&D-Programm der University of the Arts London.

Yolandas Arbeit konzentriert sich auf nachhaltige Textilinnovationen, insbesondere auf neue Techniken zur Materialvielfalt in der Massenproduktion. Sie verfügt über umfassende Expertise in Schafwolle, Vliesstofftechniken, Materialwissenschaft und Kreislaufwirtschaft. 2024 verließ sie Doppelhaus, um sich auf Forschung, Lehre und Beratung zu konzentrieren. Sie hat Beiträge zur Bloomsbury Encyclopedia of World Textiles (erscheint 2025) verfasst und den Artikel Talking Wool mit Prof. Dr. Lucy Norris und Hanna Wiesener mitverfasst. Derzeit arbeitet sie als unabhängige Textilexpertin und Gastdozentin an der weißensee kunsthochschule berlin.

Kurzbeschreibung

Europäische Wolle ist reichlich vorhanden, aber stark unterbewertet. Grobe Qualitäten werden oft weggeworfen – wegen niedriger Preise und struktureller Hürden. Einst zentral in der Mode, macht Wolle heute nur noch 1 % neuer Textilien aus, während synthetische Fasern 60 % ausmachen. Dabei ist Wolle langlebig, erneuerbar und lokal verfügbar. Dennoch behindern teure Zertifizierungen, mangelnde Investitionen und Vorurteile über Tragekomfort und Ethik ihren Einsatz. Diese Präsentation beleuchtet, warum Wolle ein Comeback verdient, und stellt Cloudwool® vor – ein skalierbares, nicht gewebtes Material aus minderwertiger Wolle, das mit sauberer, effizienter Technologie hergestellt wird. Sie zeigt auf, dass Nachhaltigkeit über handwerkliche Nischen hinausgedacht werden muss – und wie Politik, Finanzierung und kulturelle Erzählungen sich ändern müssen, um innovative, zirkuläre Textillösungen zu fördern.

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Process Matters!

Dr. Nina Pawlicki

Architektin, Natural Building Lab, Technische Universität Berlin

CV

Dr. Nina Pawlicki ist Architektin und Gründungsmitglied des Natural Building Lab am Institut für Architektur der TU Berlin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen angewandte, gemeinwohlorientierte Projekte an der Schnittstelle zwischen akademischem und nicht-akademischem Umfeld. Als Teil verschiedener Kollektive und Institutionen entwickelt sie kontextbezogene, nachhaltige und lokal angepasste Strategien und realisiert Prototypen, die zirkulären Nutzungs-, Konstruktions- und Materialprinzipien folgen.

Kurzbeschreibung

Das Natural Building Lab generiert Wissen und Prototypen für die gebaute Umwelt in einer postfossilen Gesellschaft. Im Angesicht planetarer Grenzen sind wir überzeugt davon, dass klima- und ressourcen­angepasste, kreislaufgerechte Bausysteme unter Einsatz von nachwachsenden, erneuerbaren oder wieder­verwendeten Baustoffen eine zukunftsweisende Baukultur ermöglichen.

Im Vortrag werden die Grundlagen, Herausforderungen und unsere Philosophie des Planens und Bauens mit wiederverwendeten Baustoffen anhand von Lösungsansätzen, die wir aktuell im Format des Reallabors in verschiedenen Projektkontexten entwickeln, vorgestellt. Der Fokus liegt nicht nur auf der Wiederverwendung bereits eingesetzter Ressourcen, sondern auch auf dem Schaffen der fehlenden Schnittstellen zwischen Forschung und Planungspraxis mit dem Ziel der kreislaufgerechten Organisation von Wertschöpfungsketten.

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Recycling of Plaster

Marc Roman Page

Selbständiger Designer, Absolvent der weißensee kunsthochschule berlin

CV

Die Arbeit von Marc Roman konzentriert sich auf die Schnittstelle zwischen Materie und Fertigungsmethoden. Als gelernter Tischler mit abgeschlossener Meisterausbildung erforscht er Rohstoffeigenschaften von Materialien, um neue potenzielle Verarbeitungsmethoden und Anwendungsfelder zu erschließen. Im Februar 2024 schloss er  erfolgreich sein BA-Studium im Fachbereich Produkt-Design an der wWeißensee kunsthochschule berlin  ab.

Kurzbeschreibung:

Der Kohleausstieg 2038 verringert kontinuierlich die Verfügbarkeit des Sekundärstoffes REA-Gips, welcher eine fundamentale Materialquelle für die verarbeitende Gipsindustrie darstellt. Dies betont die dringende Notwendigkeit einer Neubewertung der Einmalverwendung von Gips als Baustoff und einer gleichzeitigen Stärkung seiner zirkulären Nutzbarkeit als Recyclinggips.

Der Vortrag gibt Einblick in die Entwicklung der Bachelorarbeit „Recasting Aesthetics“, die sich mit den ästhetischen und funktionalen Potenzialen von Recyclinggips auseinandersetzt. Das Projekt widmet sich der Frage, wie Gips in einem zirkulären gestalterischen Kontext genutzt werden kann.

Ein besonderer Fokus liegt auf dem Verbund von Gips mit Zellulosefasern, wodurch nicht nur die Stabilität erhöht, sondern auch langlebige und vielseitige Oberflächen gestaltet werden. Das Projekt zeigt, wie sich die Wahrnehmung von (Recycling-)Gips verändern lässt – von einem Wegwerfprodukt hin zu einem hochwertigen Gestaltungsmaterial.

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Panel 2: Participation & Transformation

Der Ort ist die halbe Arbeit – urbanes Kuratieren nach der planetarischen Wende

Gilly Karjevsky

Unabhängige städtischer Kuratorin

CV

Gilly Karjevsky ist eine urbane Kuratorin, die an der Schnittstelle von Ökologie, Ethik der Pflege und radikaler Kollektivität forscht. Zwischen 2022 und 2024 war Gilly als Gastprofessorin für Ökosoziales Design an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HFBK) tätig, wo sie »ALLES IST SCHON DA« kuratierte – eine Zusammenkunft, die das urbane Kuratieren in Hamburg neu positionierte. Danach war sie Mitglied der Jury für das aktuelle Programm der Stadtkuratorin. Gilly ist Gründungsmitglied von Floating e.V., wo sie das Climate Care Forschungsfestival kuratierte, das Theorie und Praxis an den Lernort Natur und Kultur der Floating University Berlin brachte. Von 2010 bis 2021 war Gilly Co-Leiterin von 72 Hour Urban Action, einem Echtzeit-Architekturwettbewerb, der kürzlich in einer von ARCH+ veröffentlichten Monographie zusammengefasst wurde. Gilly ist Absolventin des Central Saint Martins College in London und hat einen MA in Narrative Environments (2008). Sie arbeitet weiterhin als Dozentin für das Programm Spatial Practices und berät bei der Einbeziehung der ökologischen Ethik der Pflege in den Lehrplan. Seit 2021 ist sie auch Dozentin an der Zeppelin Universität Friedrichshafen am Bodensee und betreut das von Studierenden organisierte Kunstfestival Seekult. Zu Gillys jüngsten Veröffentlichungen gehören »Collective Autotheory« in New Alphabet School #21: Practices of Knowledge Production in Art, Activism, and Collective Research, »Care for Cities« in Expanding Academy Reader #3 an der Universität Antwerpen und »Climate Care – A Curriculum for Urban Practice« in Radicalizing Care: Feministischer und Queer-Aktivismus im Kuratieren, hrsg. von Elke Krasny and Angelika Fitz.

Kurzbeschreibung

Das Planetarische stellt eine besondere Herausforderung für städtische Kuratoren dar, nämlich die Frage, wie man sich um Standorte kümmert und sie aus einer kosmolokalen Perspektive kuratiert. Wie können Fragen des Maßstabs, der Geopolitik und regionaler Umweltprobleme angegangen werden, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten? Earthcare und der Ansatz der Pflege können einige Möglichkeiten für das Bewohnen, Beobachten und Kuratieren von Orten bieten, wobei es zu einer gegenseitigen Befruchtung zwischen den Orten und den Menschen, die sie pflegen, kommt. Der Vortrag wird sich auf Projekte konzentrieren, die aus ihrem unmittelbaren Umfeld hervorgegangen sind: Jardin Essentiel – ein öffentlicher Garten in Brüssel mit Heil- und Gewürzkräutern, in dem 2016 zwei Monate lang experimentelles Design und künstlerische Interventionen stattfanden, und Climate Care – ein Festival für Theorie und Praxis, das an der Floating University Berlin stattfand (2019-2023). Diese Projekte fordern uns auf, zu überprüfen, wie wir uns nach der planetarischen Wende um Orte kümmern und welche ästhetischen Sensibilitäten und phantasievollen politischen Aktionen wir durch solche kuratorischen Ansätze erproben können.

Climate Care Festival 2023 Critterkratia, Image: Mor Arkadir 

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Mobile Nachbarschaft

Rahel Jacob

Designerin, MITKUNSTZENTRALE, Haus der Materialisierung

CV

Rahel Jacob absolvierte ihr Bachelor (2019)- und Masterstudium (2021) zur Produktdesignerin an der wWeißensee kunsthochschule  berlin. In ihrer Arbeit berfragt sie das Potential von Design, positiv auf soziale Prozesse einzuwirken und erprobt gestalterische Strategien für nachbarschaftliche Strukturen. Seit 2019 ist Rahel aktiv im Modellprojekt Haus der Statistik, insbesondere im Haus der Materialisierung, dem Zentrum für klimaschonende Ressourcennutzung. Sie ist Mitglied der MITKUNSTZENTRALE.

Kurzbeschreibung

Die Bachelorarbeit »KiezVehikel« beschäftigt sich mit der Bildung von Gemeinschaft im Ortsteil Neuhohenschönhausen Süd, der geprägt ist durch seine Plattenbauten. Sie geht der Frage nach, wie Begegnungen durch Gestaltung ermöglicht werden können und gemeinsame Aktivitäten in der Nachbarschaft gestärkt werden.

Die Bachelorarbeit „KiezVehikel“ befasst sich mit der Frage der Gemeinschaftsbildung mit den Bewohnern des Berliner Stadtteils Neuhohenschönhausen Süd, der durch seine Plattenbauten geprägt ist.

Die Masterarbeit »Das BackVehikel« untersucht die soziale Dimension von Feuer und Brot. Entstanden ist ein mobiler Lehmbackofen, der den gemeinschaftsbildenden Charakter beider stärken will. Ein Tool, um Menschen zusammenzubringen, gemeinsam zu backen und zu essen. Wie können Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Kochkulturen kennenzulernen, sowie Kochpraktiken und Rituale zu hinterfragen und zu erforschen? Wie kann ein alternativer Raum entstehen, um Mahlgemeinschaften zu bilden, einen Erfahrungsaustausch zu fördern und Wissen weiterzugeben?

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Leichte Tragwerke – Prinzipien und Praxis von Frei Otto bis zu State-of-the-art Entwürfen

Dr. Ing. Boris Reyher

Bauingenieur und Geschäftsführer, schlaich bergermann partner

CV

Boris Reyher ist Bauingenieur und Geschäftsführender Direktor bei schlaich bergermann partner, wo er das Berliner Büro leitet. Er erhielt seinen Abschluss als Diplomingenieur im Bauingenieurwesen an der TU Berlin 1998 sowie einen Abschluss als Master of Science an der University of Michigan in Ann Arbor 1997. Im Anschluss arbeitete er als Assistent in Forschung und Lehre an der TU Berlin und wurde  2005 zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert. Von 2005 bis 2007 arbeitete Boris Reyher bei Buro Happold Engineers in Bath, wo er an der Planung einer Reihe prominenter Sportstätten wie dem Aviva Stadium in Dublin oder dem Olympiastadion in London mitwirkte. 2007 trat er schlaich bergermann partner bei, wo er eine Vielzahl an Projekten von Fußgängerbrücken bis zu Hochhäusern verantwortete. 

Kurzbeschreibung

Leichte Tragstrukturen üben aufgrund ihrer prägnanten Einheit von geometrischer Form und Tragfunktion oft eine besondere Faszination aus. Dahinter stecken einige wenige einfache Prinzipien. Durch die spezifischen Projektbedingungen entsteht dann eine mehr oder weniger komplexe Form. Ein Pionier des Strukturleichtbaus war der Architekt Frei Otto, der viel erdacht, entworfen, aber wenig gebaut hat. Dennoch wirken seine Gedanken bis heute weiter, indem er durch seine kühnen Entwürfe viele Ingenieure zur Auseinandersetzung mit den Prinzipien des Leichtbaus angeregt hat – so auch schlaich bergermann partner. Strukturleichtbau ist heute aktueller denn je. Bauschaffende stehen in der Pflicht, das Notwendige mit einem Minimum an Ressourcen und mit dem geringstmöglichen CO2-Ausstoss zu bauen. Der Vortrag zeigt eine Reihe von Beispielen von Bauprojekten von schlaich bergermann partner, die letztendlich auch auf Ideen von Frei Otto zurückgehen. 

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Spatial Design + Die positive Vision

Felix Dietsch

Spatial Designer, Positif Studio

CV

Felix Dietsch ist Spatial Designer mit Fokus auf zukunftsfähige, partizipative Architektur und Gestaltung. Nach seinem Studium in Berlin und Kopenhagen arbeitete er in einem Schweizer Architekturbüro wo er u.a. transdisziplinäre, nutzer*innenbasierte Planungsprojekte leitete. Mit POSITIF STUDIO (Luzern/Berlin) verbindet er seit 2023 räumliche Gestaltung mit Handwerk, Design und Kunst. Neben seiner Praxis ist Felix in der Lehre aktiv und engagiert sich in internationalen Bildungs- und Netzwerkprojekten.

Kurzbeschreibung

Was bedeutet Partizipation und Vision im Kontext räumlicher Gestaltung? Der Vortrag erläutert eigene Arbeitsweisen und Erfahrungen anhand zwei ausgewählter Projekte im Bereich Spatial Design/Architektur und Transformation und erklärt, wie eine „positive Vision“ als wichtiger Projekteinstieg eine übergeordnete, inspirierende und identifikationsstiftende Rolle spielen kann und als Leitfaden in der Planung funktioniert.

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Panel 3: Biodiversity & City

Berlin Urban Nature Pact – für ein lebendiges, glückliches Berlin!

Prof. Dr. Aletta Bonn

Berliner Landesbeauftragte fĂĽr Naturschutz und Landschaftspflege

CV

Aletta Bonn ist Professorin für Ökosystemleistungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Leiterin der Abteilung Biodiversität und Mensch am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ im Rahmen des Deutschen Zentrums für ntegrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Sie ist außerdem Landesbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege für Berlin.

Kurzbeschreibung

Der Berlin Urban Nature Pact ist ein ambitioniertes Programm zum Schutz von Natur für globale Städtepartnerschaften zur Umsetzung mutiger Maßnahmen im Bereich der biologischen Vielfalt. Der Pakt zielt darauf ab, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren, damit sich die Natur in den Städten weltweit bis 2030 zum Wohle der Menschen und des Planeten erholen kann. Dabei werden Natur, Klima und Gesundheit zusammengedacht. Der Vortrag erläutert die Ziele des Pakts und zeigt anhand von aktueller Forschung auf, wie Biodiversität einen positiven Einfluss auf physische und mentale Gesundheit hat, und lädt ein, die Bedeutung von Naturerleben und Kunst zu reflektieren. 

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Die Integration von Wildtieren in den urbanen Raum

Carlo Melerski

Designer, Greenscape System

CV

Carlo Melerski ist ein Produktdesigner aus Berlin. Er hat an der weißenseekunsthochschule berlin  studiert und verbrachte ein Semester an der NABA in Mailand, bevor er 2024 seinen Bachelor-Abschluss machte. Neben der Entwicklung verschiedener Projekte während des Studiums sammelte er bei Heine/Lenz/Zizka und Andreas Bergmann Design Erfahrungen in den Bereichen Interior-, Möbel-, Set- und Uhrendesign. In seiner Bachelorarbeit untersuchte er die Gestaltung von städtischen Grünflächen und wie diese als Instrument zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung und den Schutz von natürlichen Lebensräumen dienen kann.

Kurzbeschreibung

Grünflächen in Städten sind in erster Linie für uns Menschen gestaltet und vernachlässigen oft die Bedürfnisse der lokalen Tierpopulationen. Greenscape System stellt eine Reihe an Modulen zur Verfügung, die verschiedene Habitate für unsere Stadttiere schaffen. Diese dienen nicht nur als Rückzugsort, sondern bieten auch die Möglichkeit, etwas über die lokale Tierwelt zu lernen und auf die Bedeutung ihres Erhalts aufmerksam zu machen. Lebensräume können mit den einfachsten Methoden gebaut werden. In der Regel reicht es aus, natürliche Materialien sich selbst zu überlassen. Steine, Sand, oder Lehm sind perfekte Brutstätten für eine Vielzahl kleiner Lebewesen. Auch kompostierbare Elemente sind ein wichtiges Baumaterial für Vögel, Säugetiere und Insekten. Greenscape System bietet eine Möglichkeit, diese Materialien auf sinnvolle Weise wiederzuverwenden, indem es wichtige Lebensräume schafft und gleichzeitig die Nutzer des Parks am Prozess teilhaben lässt und integriert.

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Stadtnatur fĂĽr Bildung und Gesundheit

Dr. Dörte Martens

Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

CV

An der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Berlin entwickelt sie partizipativ mit Akteuren und Verwaltungen einen Masterplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie ist außerdem für die Umweltbildungseinrichtungen und Naturerfahrungsräume für Kinder zuständig. Als Umweltpsychologin beschäftigt sich Dörte Martens mit der Wirkung räumlicher Umwelten auf Gesundheit und Lebensqualität. Seit 2017 ist sie Mitherausgeberin der Fachzeitschrift Umweltpsychologie.

Kurzbeschreibung

Die positive Wirkung von Grünflächen auf die menschliche Gesundheit wird seit Jahren von der Forschung immer wieder belegt. Spätestens seit der Covid-19-Pandemie, als zahlreiche Menschen gerade urbane Grünflächen zur Erholung aufsuchten, ist ihre immense Bedeutung für die urbane Lebensqualität offensichtlich geworden. Öffentliche Grünflächen können einen wichtigen Beitrag leisten, um Menschen gesundheits- und erholungsfördernde Umwelten zur Verfügung zu stellen und Umweltgerechtigkeit anzustreben. Auch in der Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung spielen urbane Grünflächen eine zentrale Bedeutung, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen komplexe Zusammenhänge verstehbar und erfahrbar zu machen und eine Identifikation mit dem eigenen Lebensumfeld zu entwickeln. Hierzu werden Einblicke in Forschung und Umsetzung gegeben.

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kiez_colours: Erforschung der städtischen Vegetation

Gaia Reiner

Designerin

Elisa Machmer

Interactiondesignerin

CV

Gaia Reiner ist eine Textildesignerin aus Berlin. Sie studierte BA Textil- und Material-Design an der weissensee kunsthochschule berlin. In ihrer Arbeit setzt sie sich konzeptuell mit nachhaltigen Designstrategien auseinander und beleuchtet neben ökologischen Herausforderungen auch sozial-gesellschaftliche Perspektiven. In ihrer Bachelor-Arbeit “may it rain” setzte sie sich kritisch mit heute gängiger Regenkleidung auseinander und baute ein Material-Archiv mit biologisch abbaubaren Textilien für Regenkleidung auf. Dabei hinterfragte sie u.a. die Gewichtung von Anforderungen (Performanz, Kreislauffähigkeit, Ästhetik etc.), die wir an Regenkleidung stellen. Während ihres Studiums war sie Tutorin für das reLab – Labor für Re- und Upcycling und nahm an Sitzungen der AG Nachhaltigkeit der Hochschule teil. Gaia Reiner ist heute als Freelance-Designerin tätig.

Elisa Machmer absolvierte eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin an der BEST-Sabel Berufsakademie Berlin, die sie 2018 abschloss. Im selben Jahr begann sie ihr Bachelorstudium im Produkt-Design an der weißensee kunsthochschule berlin. Während ihrer Studienzeit war sie als Tutorin im eLab der Hochschule tätig. Nach ihrem erfolgreichen Bachelor-Abschluss im Jahr 2023 folgte die Immatrikulation zum Masterstudium im gleichen Fachbereich. Ihr gestalterischer Schwerpunkt liegt heute im Bereich Interaction Design. Neben dem Studium arbeitet sie als Werkstudentin in der Ausstellungsgestaltung und entwickelt mit ihrem Team interaktive Exponate für Museen und Science Center. Ab dem kommenden Semester übernimmt sie zudem die Mappenberatung im Fachbereich Produktdesign.

Kurzbeschreibung

Wie gut kennen wir eigentlich unsere unmittelbare natürliche Umgebung? Oft können wir nicht einmal die Pflanzen, die in ihr wachsen, genau benennen. Dabei bergen viele von ihnen unerwartetes Potenzial für eine kreative Nutzung. kiez_colours lenkt die Aufmerksamkeit auf die in Pflanzen enthaltenen Farbstoffe und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Der Fokus liegt hierbei auf der Erkundung und nicht auf dem Ergebnis, auf dem Sammeln von Wissen und dem Aufbau einer Plattform zum Teilen und Dokumentieren von Farbexperimenten. Um den Einstieg in die Arbeit mit Färberpflanzen zu erleichtern, bietet die Projektwebsite verschiedene Anleitungen zur Herstellung von Pigmenten und Farben sowie zum Färben von Textilien. Eine Übersicht über lokale Färbepflanzen ergänzt die Anleitungen. Die Ergebnisse der eigenen Versuche können wiederum in das offene Archiv der Website hochgeladen werden. Neben dem Online-Format finden im Rahmen des Projekts Workshops statt, die den persönlichen Austausch ermöglichen und zum gemeinsamen Experimentieren einladen.

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Moderation: 

Jasmin Jouhar

Freie Journalistin

Jasmin Jouhar arbeitet als freie Journalistin in Berlin. Zu ihren Themen gehören Design und Marken, Architektur und Innenarchitektur. Sie schreibt für eine Vielzahl deutschsprachiger Fach- und Publikumsmedien, darunter die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Online-Plattform Baunetz, die Magazine Schöner Wohnen und AD. Daneben moderiert sie Branchenevents und verantwortet Corporate Publishing-Projekte. Jasmin Jouhar engagiert sich mit Coachings, Workshops und Vorträgen in der Förderung des jungen Designs und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit als Gestaltungsaufgabe.